Gender Informationen 

Ist es so einfach?  Ein Blick zwischen die Beine und das Geschlecht steht fest? Nein!!

Das Geschlecht ist weit mehr als das Genital: Chromo- somen,

Hormone, Körpermerkmale, die Form und Funktion der inneren und

äußeren Genitalien, soziale, psychologische und neurophysiologische Aspekte.

Das Geschlecht ist ein komplexes Gebilde, das sich aus vielen Faktoren zusammensetzt.

Das Genital und andere Körpermerkmale sind nur Hinweise auf das Geschlecht.

Ob sich ein Mensch selbst als weiblich, als männlich,

als Person im Kontinuum zwischen diesen beiden Polen oder auch

vollkommen außerhalb dieser binären Kategorien erklärt, entscheiden nicht

seine Genitalien sondern einzig sein Denken, Fühlen und Handeln.

Dieses instinktive Wissen um das eigene Geschlecht, das sogenannte 

Geschlechtsbewusstsein, ist keine Entscheidung. Es lässt sich nicht ändern. 

BEGRIFFE

Sexus: 

Sex (lat. sexus) bezeichnet einzig den Körper mit seinen sichtbaren Ausprägungen der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale.

Er hat NICHTS mit der sexuellen Orientierung zu tun.

Geschlechtsbewusstsein: 

Das Wissen um das eigene Geschlecht. Dieses ist unabhängig von den körperlichen Merkmalen.

Geschlechtsidentität: 

Wird häufig als Synonym für Geschlechtsbewusstsein genutzt, geht aber weit darüber hinaus. Die Geschlechtsidentität umfasst auch die persönliche Lebensgeschichte und die Erfahrungen, die aufgrund der eigenen Geschlechtlichkeit gemacht wurden.

Ebenso prägt der persönliche Blick auf Geschlecht als Kostrukt die eigene Geschlechtsidentität.

Körperdysphorie:

Leidensdruck, der durch die Nichtübereinstimmung (Inkongruenz) von kör­­­­perlichen Merkmalen und Geschlechtsbe­wusstsein ausgelöst wird.

Eine Körperdysphorie ist keine Voraussetzung,          trans* zu sein!

Gender: 

Gender (engl. soziales Geschlecht) be­­­­zeichnet die von der Gesellschaft definierten Geschlechterrollen. Diese sind abhängig von Kultur, Epoche, Erziehung und Sozialisation.

Genderdysphorie: 

Leidensdruck, der durch die Nichtübereinstimmung zwischen gesellschaftlicher Geschlechtsrollenerwartung und Geschlecht(sbewusstsein) entsteht.

TRANS*

Derzeit setzt sich die Kurzform „trans*“ bzw. „trans“ als wertungsfreier Oberbegriff für Transsexus, Transsexualität, Transidentität, Transgeschlechtlichkeit und Enbys durch. Trans* verdeutlicht, dass Menschen mit Transsexus oft auch transgender sind und transgender Personen auch einen Transsexus haben können. Welcher oder ob einer der Begriffe als Selbstbeschreibung verwendet wird, entscheidet ausschließlich die Person selbst.

„Ich bin trans!“ ist eine insbesondere bei Jugendlichen gängige Selbstbeschreibung.

INTERSEXUS

Manchmal entsprechen die Körpermerkmale (ins­besondere die inneren und äußeren Genitalien) ei­nes Menschen nicht den medizinisch-gesellschaftlichen Normen von „weiblich“ oder „männlich“. Wenn sie genetisch, hormonell und/ oder anatomisch „mehrdeutig“ sind, so spricht man von Menschen mit einem Intersexus (lat. inter „zwischen” / lat. sexus „Körper”) bzw. Intergeschlechtlichkeit.

Neben den schon bei Geburt erkennbaren Fällen gibt es viele Merkmale eines Intersexus, die erst während der Pubertät sichtbar werden kön­nen. Häufig bleibt ein Intersexus selbst im Erwachsenenalter unentdeckt. Heute geht man davon aus, dass ca. 2% der Menschenheit inter­ge­schlechtliche Merkmale haben.

Menschen mit einem Intersexus sind nicht per se „krank“ oder behandlungsbedürftig. Dennoch werden viele von ihnen ohne umfassende Aufklärung medikamentös und hormonell behandelt oder chirurgischen Eingriffen unterworfen.

Häufig geschehen diese schwerwiegenden

und irre­versiblen Eingriffe ohne eine persönliche, freie und voll informierte Einwilligung.

Besonders verheerend sind die chirurgischen Zwangsangleichungen von Kleinstkindern. Ei­ne solche genitalzwangszuweisende oder auch zwangsnormierende Operation bedeutet Unfruchtbarkeit und den Verlust des ursprünglichen Ge­nitals. Außerdem verursacht sie schwerste Schäden an den Nervenbahnen, die bis zum Libidoverlust führen können. Zudem wird den betroffenen Kindern mit der Operation unter Umständen ein Genital zugewiesen, welches nicht ihrem Geschlechtsbewusstsein entspricht.

Solche Operationen sind eine klare und grobe Verletzung der Menschenrechte aber immer noch tägliche Praxis!

Dennoch fühlen sich viele Eltern nach der Geburt eines intergeschlechtlichen Kindes ge­drängt, einer genitalnormieren­den Operation zuzustimmen.

Seit 2019 ist es intergeschlechtlichen Personen möglich, ihren Personenstand als „divers“ eintragen zu lassen. Dies setzt jedoch eine medizinische Begutachtung voraus. Auch wenn die sogenannte „Dritte Option“ ein Schritt in die richtige Richtung ist, bedeutet Pathologisierung und Fremdbestimmung statt geschlechtlicher Selbstbestimmung.


TRANSSEXUS

Wir alle haben ein intuitives Wissen darüber, wie unser Körper aussehen sollte, wie er gewissermaßen „richtig” ist. Damit ist nicht unser Gewicht, die Knackigkeit des Gesäßes oder die Körbchengröße gemeint. Nein, es ist viel grundsätzlicher: Wir wissen, dass wir männlich sind – und unser intuitives Wissen erwartet einen Penis. Wir wissen, dass wir weiblich sind – und unser Bewusstsein erwartet eine Vagina und Brüste. Wir wissen, dass wir weder männlich noch weiblich sind – und unser Bewusstsein erwartet einen Körper, der dem eigenen unumstößlichen Bild von „so bin ich richtig” entspricht.

Manchmal kommt es vor, dass die Körpermerkmale diesem Geschlechts(körper)bewusstsein nicht entsprechen. Es kommt vor, dass Menschen mit einem Penis geboren werden und trotzdem weiblich sind. Oder männliche Personen kommen mit einer Vagina zur Welt. Oder es werden nicht-binäre Menschen geboren, die irgendwann verstehen: Meine Vagina gehört zu mir, aber Brüste dürfte ich nicht haben, so bin ich nicht „richtig”. Diese Menschen haben einen Transsexus – Körpermerkmale und Ge­schlechtsbewusstsein sind „nicht auf der selben Seite” (lat. trans). Dieser Widerspruch zwischen Körpermerkmalen und Geschlechtsbewusstsein führt oft zu einem hohen psychischen Leidensdruck (Körperdysphorie). Daher steht für viele Menschen mit einem Transsexus die Auflösung dieses Widerspruchs im Vordergrund. Dies geschieht durch Hormoneinnahmen und körperangleichende Operationen. Außerdem erfolgt eine Änderung des Namens und des Geschlechtseintrags.

Ob ein Mensch mit Transsexus alle, einige oder auch keine körperlichen Angleichun­ gen anstrebt, ist ausschließlich seine Ent­scheidung.

Wenn das Geschlechtsbewusstsein weiblich oder männlich ist, so nennt man dies einen binären Transsexus (Transsexualität / Transge­schlechtlichkeit, engl. binary transgender). Ist das Geschlechtsbewusstsein weder männlich noch weiblich, so spricht man von einem nicht-binären Transsexus (Nicht­Binäre, engl. non­binary transgender, Enby).

TRANSGENDER

Der Oberbegriff „transgender“ wird von Menschen genutzt, welche die herkömmliche Geschlechtergrenzen in der Gesellschaft überschreiten – sei es, weil sie sich mit beiden binären Geschlechtern identifizieren, sich ganz außerhalb der binären Geschlechternorm verorten oder die Bezeichnung „transsexuell“ bzw. die Kategorie „Geschlecht“ für ihre Selbstdefinition ablehnen.

Transgender bezieht sich im Unterschied zu transsexuell eher auf das soziale Geschlecht (Gender) und nicht-körperliche Geschlechterüberschreitungen. Der Begriff hat seine Ursprünge im politisch-aktivistischen Kontext und soll Menschen sichtbar machen, die von den herrschenden Geschlechternormen unterdrückt und stigmatisiert werden. Ebenso findet er Verwendung, um gegen die fremdbestimmte und pathologisierende medizinische Terminologie aufzubegehren und ihr eine eigene und positive Selbstbezeichnung entgegenzusetzen.

Der Begriff Transgender wird in seiner Funktion als Oberbegriff von manchen transsexuellen Menschen wegen seines Fokus auf das Nicht-Körperliche kritisiert, da die Gefahr bestünde, zur Unsichtbarkeit von Transsexualität als körperliche Erfahrung beizutragen.

 


CISSEXUS

Cisgeschlechtliche Menschen erfüllen alle folgenden Kriterien:

  1. Das durch die Betrachtung der äußeren Genitalien nach der Geburt zugewiesene Geschlecht ist im Einklang mit den genetischen, hormonellen und weiteren körperlichen Merkmalen.
  2. Die körperlichen Merkmale entsprechen dem Geschlechtsbewusstsein. Kurz: Mein Körper passt zu mir.
    Beispiel: „Ich habe einen Penis und das ist richtig so.”
  3. Die zugewiesene Geschlechtsrolle entspricht dem Selbsterleben in der Gesellschaft (Geschlechtsspiegelung).
    Beispiel: „Ich bin eine Frau. Ich erkenne mich in anderen Frauen wieder und fühle mich damit wohl.“
  4. Andere erkennen mein Geschlecht an meiner Geschlechtspräsentation, also unter anderem an meiner Kleidung, Stimme, Frisur, Gestik und Bewegung. Kurz: Andere nehmen mich korrekt in meinem Geschlecht wahr.
    Beispiel: „Ich bin männlich und andere erkennen dies an meiner Stimme.“

Die meisten Menschen sind cisgeschlechtlich.

„Cis” (lat. auf dieser Seite) bedeutet, dass das zugewiesene Geschlecht und das tatsächliche Geschlechtsbewusstsein „auf der selben Seite” liegen, also kongruent sind und ist somit das Ge­­­genteil von „trans”.

Die Vorsilbe „cis“ wird benötigt, um nicht-binäre und trans* sowie intergeschlechtliche und cisgeschlechtliche Menschen diskriminierungsfrei und neutral beschreiben zu können.

NICHT-BINÄR / ENBY

Die christlichen Kulturen teilen die Menschen in zwei Geschlechter ein: weiblich und männlich. Andere Kulturen hingegen, wie z.B. in Thailand und Bolivien oder die indigenen Völker Nordamerikas, kennen bis zu zehn verschiedene Geschlechter. Auch einige jüdische Schriften beschreiben insgesamt sechs Geschlechter: männlich, weiblich, an­drogynos, ay’lonit, saris und tumtum.

Menschen, die ihr Geschlecht außerhalb des Zwei­ersystems empfinden oder auch mehreren Geschlechtern gleichzeitig angehören, bezeichenen sich als nicht-binär bzw. non-binary (Enby). Da viele von ihnen einen Transsexus haben, leiden auch nicht-binäre Personen häufig unter dem Widerspruch von Körpermerkmalen und Geschlechts­bewusstsein (Körperdysphorie). Ebenso kann ei­ne Genderdysphorie vorliegen.

Es gibt viele nicht-binäre Geschlechter: Agender, Neutrois, androgyn, Mixed-Gender, genderfluid, Bi- gender, genderqueer, Demi-Boys, Demi-Girls und weitere.


MISGENDERN

Wenn wir Menschen im alltäglichen Leben absichtlich oder unabsichtlich einem „falschen” Ge­schlecht zuordnen, nennt man dies misgendern. Bewusste Geschlechts-Falschzuweisungen (z. B. durch die konsequente Verwendung des falschen Personalpronomens) sind aggressive Hand­lungen und können auf Dauer zu erheblichen psychischen und emotionalen Verletzungen führen.

 SEXISMUS

Sexismus bezeichnet die Abwertung von Men­schen auf Grund ihres Geschlechts.

Er ist tief in unserer Gesellschaft verankert und basiert auf Annahmen und Vorurteilen, 

wie Menschen ihr Geschlecht auszuleben haben.

 

Sexismus betrifft uns jedoch alle!

Wir alle leiden unter festgeschriebenen Geschlechterroll­en und ungleich verteilter Macht.

Männern werden „weibliche” Eigenschaften als „Schwäche” unterstellt.

Frauen wird ihre „Weiblichkeit” ab­gesprochen, wenn sie „männliche” Eigenschaften besitzen.

 

Menschen mit Transsexus „wären nicht lieber“

eine Frau, ein Mann oder Nicht-Binär.

Sie SIND es.

Wenn Sie zweifeln, 

wie Sie eine Person ansprechen sollen,

fragen Sie sie einfach

offen und freundlich nach („Wie darf ich Sie/Dich ansprechen?“).

Wenn sich Ihr Kind nicht

so „rollentypisch“ verhält, wie Sie es erwarten – entspannen Sie sich.

Hören Sie ihm zu!

Nehmen Sie Ihr Kind ernst.

Das Geschlecht kann man

nicht anerziehen.

Sie haben nichts falsch gemacht!

Falsch wäre es nur,

nicht für Ihr Kind dazusein.

Travestie ist eine Kunstform auf der Bühne.

Sie ist ein Spiel

mit Geschlechterrollen

und hat nichts

mit Transsexualität zu tun!

Ein Mensch mit Transsexus

kann sich sein Geschlecht

nicht „abschminken“, er verkleidet sich auch nicht.